Schutzstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Schutzstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF)
Pastor-Witt-Str. 6b
Tel. 0 46 03 / 94 00 - 24schutzstelle@elisabethheim.de
Gruppenleiterin:
Heike Peters, Pädagogin (B.A.)
Erstbezug: 1974 und 2010
Platzzahl: 10 männliche Jugendliche
Zusätzlich Durchgangszimmer für Inobhutnahmen
Zusätzlich Verselbständigungsappartements im Haus Biberbau
Alter der Jugendlichen: 14 – 18 Jahre
Das steht für „unbegleiteter minderjähriger Flüchtling“: Im Grenzbereich nach Dänemark greift die Bundespolizei immer wieder junge Menschen auf, die ohne Ausweis unterwegs sind. Über das Jugendamt werden sie dann in Obhut genommen und kommen in die Schutzstelle. Dort findet die Erstversorgung statt; die Jugendlichen können duschen, etwas essen und bekommen ein Bett. Vier Plätze in Mehrbettzimmern sind hierfür ständig bereit. Etwa 10 % dieser in Obhut genommenen Kinder und Jugendlichen entscheiden sich dafür in Deutschland zu bleiben. Dafür stehen 10 Plätze mit Einzel- und Doppelzimmern in der Wohngruppe zur Verfügung die übrigen setzen in der Regel ihre Flucht fort.
Vier Pädagogen betreuen diese Gruppe. Die Gruppenleiterin, Heike Peters, ist mit den besonderen Bedürfnissen der jungen Flüchtlinge vertraut, sie hat selbst mehrere Jahre in Afghanistan gearbeitet. Die Betreuung findet rund um die Uhr statt. Neue Inobhutnahmen können bei Tag und Nacht aufgenommen werden. Hierfür steht ein Bereitschaftsdienst zur Verfügung.
Einem Neuankömmling fällt wahrscheinlich als erstes die Weiträumigkeit des Geländes auf (wenn er nicht gerade bei Nacht ankommt). Vielleicht nimmt er auch den Geruch der Landwirtschaft wahr. Die Schutzstelle befindet sich auf dem Stammgelände des Elisabethheims im Haus „Fuchsbau“ im ersten Stock. Das Haus ist umgeben von Grünflächen. Volleyball- und Fußballplatz sind gleich vor der Tür.
Die jungen Flüchtlinge sind in der Regel zwischen 15 und 17 Jahren alt. Auf der nahen Autobahn A7 werden Kleintransporter von der Bundespolizei gestoppt, mit denen Schleuser versuchen, junge Flüchtlinge auf dem Laderaum nach Skandinavien zu schmuggeln. Nach der anfänglichen Sicherung der Grundbedürfnisse in der Schutzstelle gibt es verschiedene pädagogische Handlungsweisen. Für die Kinder und Jugendlichen, die oft über einen längeren Zeitraum illegal unterwegs waren, ist es von großer Wichtigkeit, ein stabiles und sicheres Umfeld herzustellen. Im Gespräch fragen die Mitarbeiter nach dem Hintergrund und der Lebensgeschichte des jungen Menschen. Oft ist dabei ein Dolmetscher anwesend. Die Krisen im Heimatland und die Fluchterfahrungen sind oft Auslöser für Traumatisierungen. Durch ein hohes Einfühlungsvermögen und interkulturelle Kompetenz wird dem jungen Flüchtling Halt gegeben. Bei Bedarf gibt es Hilfe durch Psychologen oder andere therapeutische Angebote.
Entscheidet sich der Flüchtling, seine Flucht nicht weiter fortzusetzen, sondern in Deutschland zu bleiben, folgt eine Reihe von integrativen Maßnahmen. Er bekommt einen Vormund; er wird bei einer Schule oder einem Deutschkurs angemeldet; er wird ermutigt ein Hobby auszuüben; sein Asylverfahren wird eingeleitet; es gibt Gespräche mit dem Jugendamt und der Ausländerbehörde. All das hat zum Ziel, dass der Jugendliche sich Stück für Stück mit der deutschen Sprache, der Kultur und den Gewohnheiten vertraut macht und soweit verselbständigt wird, dass er mit Volljährigkeit auf eigenen Beinen stehen kann. Die Erfolge können sich sehen lassen. Einige volljährig gewordenen Flüchtlinge konnten in Schleswig-Holstein eine Ausbildung beginnen, einer ein Studium. Für die Nachbetreuung wurde in Flensburg eine Wohnung für fünf junge Volljährige angemietet.
Die Ländervielfalt der Flüchtlinge ist groß: Afghanistan, Algerien, Bangladesch, Eritrea, Irak, Iran, Libyen, Marokko, Pakistan, Palästina, Somalia, Syrien, Tunesien, Vietnam, West-Sahara. Wir jonglieren im Alltag mit vielen verschiedenen Sprachen und Weltanschauungen, was die Arbeit sehr spannend macht.